Eines Tages gab der Kardinal Mendoza
ein großes Mahl zu Ehren des großen Genuesen Christoph Kolumbus.
Während des Mahles spendete ihm der Kardinal große Lobsprüche für
die Entdeckungen, die er gemacht hatte.
Die Herren vom Hof, eifersüchtig auf
den Ruhm des kühnen Seefahrers, waren darüber aufgebracht.
„Es scheint mir“, sagte einer von
ihnen, „das der Weg nach der neuen Welt nicht so schwer zu finden
war. Der Ozean ist nach allen Seiten offen, es gibt keinen spanischen
Seefahrer, der den Weg verfehlt hätte.“
„Oh,“ riefen die anderen, „ das
hätte jeder von uns tun können.“
Kolumbus gestand bescheiden, dass er
nur ein Werkzeug in den Händen der Vorsehung gewesen sei. „Aber“,
sagt er, „ es gibt viele Dinge, welche uns sehr einfach scheinen,
wenn man sie andere hat machen sehen.“
„Könnten sie„ fuhr er fort, indem
er sich an einen der Herren wandte, „dieses Ei so auf die Spitze
stellen, dass es nicht umfällt?“
Vergeblich versuchte dieser, es zu tun.
Seinem Nachbar glückte es ebenso wenig, und keiner der Anwesenden
vermochte damit zu stande zu kommen.
„Das ist unmöglich!“ riefen alle
aus.
„Und doch ist es sehr einfach,“
sagte Kolumbus.
Er nahm das Ei, stellte es auf den
Tisch, indem er mit der Spitze der Schale leicht aufschlug, und das
Ei stand.
„Aber,“ riefen die Herren, „das
hätte jeder von uns tun können.“
„Nun, warum haben Sie es nicht
getan?, antwortete Kolumbus.
Ernesto Da-Nova
Il Poliglotta Moderno
per imparare senza maestro la lingua
tedesca
Volume III, Seite 748
Sonzogno Milano, 1971
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen